Jimi Hendrix – Teil 1: Fuzz Face (2024)

von Bernd C. Meiser,

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Jimi Hendrix benutzte gegen Ende seiner Karriere vornehmlich drei Effektgeräte – seine Gitarre nicht mitgezählt … 😉

Das Gitarrensignal durchlief zuerst das Cry Baby WahWah-Pedal von Thomas Organ (USA), gefolgt von dem legendären FuzzFace von Dallas Arbiter (GB), und zu guter Letzt das Univox Univibe (USA), das Jimi gleich nach dessen Markteinführung erstmals beim Woodstock-Festival 1969 benutzte und, wie Gerüchte besagen, gleich vier an der Zahl.

Das Ende 1966 erschienene FuzzFace (Abb. 1) war eigentlich ein ganz gewöhnlicher zweistufiger Germanium-Transistor-Fuzz-Effekt. Das Schaltungskonzept war minimalistisch primitiv (Abb.1), was aber, wie oft in diesem Business, vorerst nichts bedeutet. Im Gegensatz zu dem einstufigen Treble Booster mit seinem für diesen Zweck recht kleinen Eingangskondensator (ca. 5nF) war dieser beim FuzzFace breitbandig dimensioniert (2,2 μF). Das FuzzFace ist demnach ein deftiger High-Gain-Full-Range-Booster mit Übersteuerung – allerdings mit einem Low-Level-Output. Sein einstellbarer Ausgangspegel (max. 400 mVss) konnte die nachfolgende Gerätestufe, egal ob Röhren(pre)amp oder weiteres Gerät, nicht übersteuern – ein weiterer Unterschied zum Treble Booster. Der zweite Einsteller am Gerät hörte auf den Namen „Fuzz“ und beeinflusste schlicht die (frequenzneutrale) Gegenkopplung des Schaltkreises. Dieses stufenlose Ausblenden der Gegenkopplung war das eigentlich Neue an dieser doch recht bekannten Schaltung, denn damit ließ sich die (gewollte) Verzerrung des FuzzFace einstellen.

Das Gerät war mit einem echten Bypass-Fußschalter ausgestattet. Der Eingangswiderstand, wichtig für die Höhenbedämpfung der Gitarren-Pickups, betrug bei maximaler Fuzz-Einstellung ca. 10 kΩ und wird bei zurückgedrehtem Fuzz kleiner (min. 500 Ω). (Dieses kleinen Eingangswiderstandes wegen kann es in Verbindung mit dem eventuellen dann zu kleinen Auskoppelkondensator eines vorgeschalteten FuzzFace-Effektgerätes zu einem Bassverlust kommen.

Bei völlig zugedrehtem Fuzz-Einsteller verstärkt das FuzzFace bei vorgeschalteter Stratocaster (Vol. max.) deren Signal um Faktor 3 (mit Tiefpasscharakter, fg ≈ 500 Hz, von der Pickup-Induktivität herrührend). Beim Zurückdrehen des Strat-Volumen-Einstellers (Induktivität ist dann abgekoppelt) verschwindet dieser Tiefpass-Charakter und das Signal erscheint wieder gewohnt mit leichter Resonanzüberhöhung, verursacht von dem dann hochohmig werdenden Lastwiderstand (s. Abb.4). Je weiter der Fuzz-Einsteller aufgedreht wird, je mehr verstärkt das FuzzFace und clippt das Signal alsbald asymmetrisch, aber weniger abrupt und etwas weicher als bei späteren Silizium-Versionen – was durchaus seinen Reiz besitzt.

Der Emitter des Eingangstransistors AC128 liegt direkt an Masse und verfügt damit über keine eigene Stromgegenkopplung. Somit werden seine Exemplarstreuungen auch nicht kompensiert, und diese Toleranzen gehen in die dynamischen Schaltungseigenschaften mit ein – deshalb klingen die Fuzz-Faces auch alle etwas unterschiedlich. Die variable Spannungsgegenkopplung sowie seinen Arbeitspunkt erhält es über den 100- kΩ-Widerstand auf seine Basis. Durch seine sehr niedrige Kollektorspannung wird das Signal, vor allem bei höher eingestelltem Fuzz, sehr früh asymmetrisch (negative Spitzen) geclippt und durch den galvanisch angekoppelten Ausgangstransistor AC128 weiter verstärkt.

Bei größerer Aussteuerung clippt auch dieser, zunächst jedoch nur die positiven Spitzen – dabei symmetriert das Signal sich wieder. Der Grad der Symmetrierung bestimmt auch direkt den Klang, da die Oberwellen sich entsprechend verteilen. Das Ausgangssignal wird durch den Spannungsteiler im Kollektorkreis (470 Ω/8,2 kΩ) um den Faktor 18 (= 25 dB) wieder abgeschwächt. Der so geschaffene FuzzFace-eigenene Low-Level lässt sich noch über das 500-kΩ-Ausgangs-Volumen-Poti bis zu Null runterdrehen. Der hochohmige Ausgang (125 kΩ bei Poti-Mittelstellung) dämpft in Verbindung mit der nachfolgenden Kabelkapazität die Höhen und gestaltet so, sicher unbeabsichtigt, das interessante Klangbild etwas seidiger.

Der typische Hendrix-Ton, sieht man einmal von des Meisters eigenen Fähigkeiten ab, entsteht durch die recht hoch eingestellten Fuzz- & Volume-Einsteller sowie der „britischen“ Marshall-Einstellung: Alles auf 10. Der zum Teil hart erscheinende Fuzz-Ton wird durch die übersteuerte Marshall-Endstufe sowie die Filterwirkung der Celestion-Lautsprecher wieder entschärft. Der FuzzFace-Schaltkreis diente vielen anderen Herstellern als Vorlage, um ähnlich (gut) klingende Fuzz-Geräte am Markt zu platzieren. Häufig wurde die Eingangskapazität verkleinert, um den Bass sauberer nach Art des Treble Booster zu gestalten wie z. B. der exzellent klingende Vox Tone Bender mit einem Wert von Cin= 0,22 μF. Neil Young benutzt diesen Germanium-Booster vor seinem alten Tweed Deluxe für seine Feedback-Orgien. Spätere Versionen des Tone Benders waren mit Silizium-Transistoren bestückt.

Roger Mayer modifizierte das FuzzFace für Jimi Hendrix in einfacher Weise, indem er alle Widerstandswerte des Kollektor- und Emitterkreises des Ausgangstransistors verdoppelte und damit die Verstärkung etwas anhob. In Abb.2 sind diese geänderten Werte mit einem Stern versehen. Eric Johnson bevorzugt als Ausgangs-Volumen-Poti den Wert 100 kΩ; der Ton erscheint dadurch schlanker und strahlender. Mit verringerter Eingangskapazität (0.1 μF) und einem dann noch zusätzlichen vorgeschalteten Transistor entstanden aus dem alten Vox Tone Bender oder dem FuzzFace der legendäre Vox bzw. Sola Sound Tone Bender Professional MkII und ähnlich konzipierte Dreitransistor-(Fuzz)Geräte, siehe Abb.3. Der Tone Bender Professional MK II, der bald innerhalb dieser Reihe vorgestellt wird, wurde von Jeff Beck und Jimmy Page bei den Yardbirds sowie auf der ersten Led-Zeppelin-LP eingesetzt. Danach setzte Page vor seinem Univox Röhrenamp UX1501 häufig das Univox Uni-Drive als Booster ein. Dieses Gerät wurde ab Mitte 1970 auch von Jimi Hendrix benutzt und wird mit weiteren, von Hendrix eher selten benutzten Gerätschaften in Folge 4 der Hendrix-Serie beschrieben.

Ab ca. 1970 wurden dann aller Orten die preiswert gewordenen und vermeintlich besseren Silizium-Transistoren verwendet. Aber technisch besser ist nicht immer gleichzusetzen mit akustisch besser, wie wir im Laufe meiner Kolumnen schon häufiger erfahren haben und auch noch werden. Der Ton macht eben die Musik, und nicht die Datenblätter!

Der PNP-Germaniumtransistor AC128 ist heute noch für unter 50 Cent bei z. B. Reichelt (www.reichelt.de) und Conrad (www.conrad.de) erhältlich. Fertigungstechnisch bedingt hat die AC-Serie einen recht großen Toleranzbereich.

Es empfiehlt sich deshalb, mehrere Transistoren des gleichen Typs einzukaufen und den AC128 auf eine Stromverstärkung von 80 – 130 zu selektieren. Auch in diesem Schaltkreis bildet wieder der Batterie-Pulspol Masse. Anstelle des regulären Eingangstransistor AC128 lohnt das Experimentieren mit dem AC122 oder dem rauschärmeren AC151.

Abschließend noch mal zurück zu Jimi Hendrix’ primärem “Effektgerät”: Meist spielte der Linkshänder eine aktuelle Rechtshänder-Fender-Stratocaster von der Stange (Pickups: 2,2 Henry; 5,7 kΩ; staggered AlNiCo5 Magnete). Diese Pickups waren nicht besonders nahe an die Saiten geschraubt, und als Klangdrähte kamen Fender Rock & Roll Light Gauge .010 bis .038 zur Anwendung.

Playalongs und Karaoke-Versionen von Jimi Hendrix-Stücken findest du in unserem Playalong-Shop!

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Author: Corie Satterfield

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